Theater sucht für mich neue Welten – auch wenn sie sehr enttäuschend sein können - die Welten oder die Inszenierung. Theater muss sein.

    Als Kind hockte ich im Keller des Pionierhausablegers auf der Humboldtstraße in Leipzig und malte unter der Regie von Herrn Jany Bühnenbilder für das Pioniertheater. Das war noch in meiner Malphase. Erst mit dem Studium der Psychologie in Dresden fand ich aktiv zum Theater zurück. Die damalige FDJ-Studentenbühne (nach der Wende: „die Bühne“) wurde mein zweites Zuhause für mehr als ein Dutzend Jahre. Ich spielte ´mal nicht mich selbst (Oder doch?) und genoss den Wirbel eines Haufens hyperaktiver Zeitgenossen, die ich zum Teil noch heute zu meinen Freunden zähle. Am Labortheater der HfBK inszenierten wir einige Stücke, bis ich mich, vom Tagesgeschäft des Klinikbetriebs gerädert, auf die Schreiberei von Theaterstücken zurückzog, die bislang niemand inszenieren wollte. Oder doch: Mein Freund und Regisseur Matthias Stier bat mich 2008, eine Dramatisierung von Theodor Storms „Der Schimmelreiter“ zu schreiben. Unter seiner Regie erlebte das Stück dann am Landestheater Parchim 2009 seine Premiere und wurde immerhin 2 Jahre gespielt.
    Und doch hat mich das Kleinkunst-Theater 2019 wiedergefunden: mit Micha Winkler, diesem begnadeten Jazz-Posaunisten, haben wir bislang drei musikalische Leseprogramme auf die Bretter des "Dresdner FriedrichstaTTpalast" gezaubert. Zuletzt den "Diktator Alligator".

    Ach so: Mein Vater ist Theaterwissenschaftler, Regisseur, Schriftsteller und Liedermacher – der Mo(h)ritaten zum Besten gibt. Und um gerecht zu bleiben: Meine Mutter, eine Bibliothekarin, führte mich an die Literatur heran - auch gegen meine anfänglichen Widerstände.
    Leider verstarb meine geliebte Mutter ganz plötzlich im Juli 2017 und bereits ein halbes Jahr später im Januar 2018 folgte mein Vater. R.i.P. Wir sehen uns wieder - das weiß ich. Der Tod ist nur eine Pause - ein Durchatmen voneinander - um sich dann wiederzusehen.

    Veröffentlicht - „Der Schimmelreiter“ nach Theodor Storm

    Uraufführung am Landestheater Parchim am 14.02.2009 - Regie: Matthias Stier
    Veröffentlicht bei Whalesongs / hsverlag , 2009

    Rollen:
    Acht Schauspieler (drei Frauen, fünf Männer), Doppelbesetzung mgl.

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    Unveröffentlicht - „Die Floristin“

    Besetzung:
    3D, 5H, 1D o. 1H (optional entscheidbar)

    Plot:
    Die Geschwister Lara und Jan verlieren sich bereits in der Jugend aus den Augen. Nun treffen sie sich in neuer Konstellation zuerst im Blumenladen von Lara und ein wenig später in einer Psychiatrischen Klinik wieder – sie sind psychisch und körperlich angeschlagen. Lara verletzt sich seit Jahren selbst, hat ständig Flashbacks und lebt ihren Selbsthass. Jan hat ein Alkoholproblem und eine rechtsradikale Gesinnung. Beide wirken festgefahren. Sie sind sich fremd geworden, sodass sie sich vorerst nicht wiedererkennen. Dem Erkennen folgen die Begegnung mit ihrer Familiengeschichte und die sie begleitenden gesellschaftlichen Umstände.

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      Unveröffentlicht - „Martha Heinrich Neun“

      Besetzung:
      
6D, 5H, 2K/J (1 männliche Doppelbesetzung möglich)

      Plot:
      Das Schicksal einer Kellergemeinschaft im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs im damaligen Deutschen Reich. Beschrieben wird die konfliktreiche Dynamik einer Gemeinschaft, deren unterschiedliche Charaktere sich in der Enge einer schier aussichtslosen Situation zu behaupten versuchen. Der Kampf ums Überleben wird letztendlich nicht belohnt. Die Gemeinschaft versinkt unterm Schutt ihres brennenden Hauses, den Kräften eines erbarmungslosen Krieges ausgeliefert. Es gibt keine Hauptfiguren und kein Happy-End.  
Das Stück lebt davon, unterschiedliche Charaktere zu zeichnen, denen durchaus Entwicklungsmöglichkeiten in der begrenzten Zeit und im Angesicht des Todes bleiben.


      Als Appetizer, der Beginn der 2. Szene:
      2. Szene

      Großes einräumiges Kellergewölbe. Hinter einer provisorisch aufgehängten Decke befindet sich eine Nische mit Toiletteneimer und einem Kanister mit Desinfektionsflüssigkeit. Es herrscht weiter lauter Sirenenton. Eine Glühlampe gibt spärliches Licht. Alle Personen aus der ersten Szene befinden sich im Raum. Es stehen Stühle herum. Zwei Tische in der Mitte. Einige stehen und andere sitzen. Franz hängt beobachtend an der Kellerluke, die leicht geöffnet ist. Herr Winter stürzt herein und schließt die Kellertür.

      Winter Sieg heil! Wie ist die Lage?
      Franz Sieg heil! Ich sehe nichts. Kunze erzählte mir, dass die Verbände mehr als Hundert Kilometer lang und fünfzig Kilometer breit wären. In drei Etagen fliegen die Hunde. Über Köln muss es ein riesiger Teppich gewesen sein.
      Winter Von der Luke zurückgetreten und verriegeln! Sonst reißt sie uns der Luftdruck weg.
      Hornik Lassen Sie ihn gucken. Bis die Bomber kommen, vergeht noch Zeit.
      Winter Mag sein. Vorschrift ist Vorschrift. Sie glauben wohl, weil Sie für ein paar Tag Ihre alte Dachstube besuchen, können Sie schon mitkommandieren. Also runter da und Luke zu. Dreh den Empfänger an.

      Franz versucht das Radio anzustellen, aber es ist kein Sender empfangbar.

      Franz Man hört nur ein Rauschen. Ich probiere es später wieder. Von wo werden sie kommen?
      Winter Gestern kamen sie von Norden und haben uns nur überflogen.
      Martha Ob wir heute auch so ein Glück haben?
      Winter Keine Ahnung.
      Theresa Wenn ich dran denke, dass letzte Woche Klara in der Steinstraße verschüttet wurde, wird mir speiübel. Gestern wurde sie als Häufchen Asche geborgen. Fast die gesamte Hausgemeinschaft ist dabei draufgegangen. Nur ein Kind überlebte. Das soll über das Kellerfenster rausgekommen sein - so der Völkische Beobachter.
      Hornik Steinstraße? Wo war das gleich?
      Theresa Gleich hinterm Hauptbahnhof. Komisch, dass die nur Asche und ein paar Wirbelknochen gefunden haben!? Der Keller war ansonsten völlig heil.
      Franz Ich kann Ihnen sagen warum.
      Käthe Halt´ die Klappe, Junge. Kümmere Dich um die Kleine.
      Franz Die spielt mit Puppen. Soll ich da mitmachen?
      Käthe Sei still. Ab jetzt, zu Christa.
      Hornik Wenn das Haus herunterbrennt, dann heizt sich der Keller über die Wände auf. Sie sitzen dann fest wie in einem Backofen.
      Käthe Ach so ist das.
      Theresa Wenn wir als nationale Hausgemeinschaft Ruhe und Ordnung halten, passiert nichts. Wir haben auch heute Glück. Wo haben Sie gekämpft Herr Hornik?
      Hornik Anfangs in Belgien, dann zwei Jahre bei den Russen und zuletzt im Kurland.
      Theresa Was, bei den Russen? Die sollen wie Tiere sein. Mein Freund steht in der Nähe von Warschau. Er meint, in Polen gebe es viel zu tun.
      Hornik Ach, ja. Was gibt es da zu tun?
      Theresa Es gäbe da viele Partisanen und ähnliches Ungeziefer. So seine Worte. Konrad ist bei der Waffen-SS.
      Hornik Ach so. Morgen kehre ich nach Libau zur Einheit zurück. Aber wahrscheinlich wird es eine kurze Anreise.
      Winter Wie meinen Sie das? Glauben Sie, dass sich die Linien so schnell verschieben?
      Hornik Ich glaube gar nichts.
      Theresa Wäre aber gut. Sie klingen ja wenig überzeugt. Meinen Konrad müssten Sie ´mal kennenlernen.
      Käthe Die Männer könnten Skat spielen, damit das Gequatsche aufhört.
      Hornik Das ist eine klasse Idee. Die Sirenen verstummen. Alle horchen auf. Der Kelch scheint auch heute an uns vorüberzuziehen.
      Maria Ist draußen irgendwas zu sehen? Lasst den Franz noch´ mal nachschauen.

      Franz will zur Kellertür raus. Seine Mutter hält ihn zurück.